In der modernen Nutztierhaltung werden Futterrezepturen auf Basis von Getreide und Leguminosen eingesetzt. Diese sind als intaktes Korn nur schwer verdaulich, da Schalen aus Lignin, Cellulose und Hemicellulose die wertvollen Inhaltsstoffe der Samen und Körner schützen. Erst durch das Quetschen oder das Vermahlen werden Inhaltsstoffe wie Stärke und Proteine für die Verdauungsenzyme verfügbar. Eine etablierte Zerkleinerungsmaschine für diese Anwendung ist der Brechwalzenstuhl.
Grundsätzlich zeichnet sich der Brechwalzenstuhl durch einen niedrigen Energieaufwand bei der Zerkleinerung aus. Die Maschine ist bei geringem Verschleißteileinsatz besonders wartungsarm. Im Gegensatz zu einer Hammermühle ist beim Brechwalzenstuhl eine Aspiration nicht erforderlich.
Der vielfach in der Praxis bewährte KAHL Brechwalzenstuhl ist ab sofort auch mit Einzelantrieben für jede Walze erhältlich. Daraus ergibt sich mehr Flexibilität für eine individuelle Futtergestaltung. Beim Brechwalzenstuhl mit Einzelantrieb ersetzen frequenzgeregelte Einzelantriebe das bisherige Untersetzungsgetriebe. Die neue Antriebsausführung ermöglicht eine stufenlose Verstellung der Walzendrehzahl im laufenden Betrieb und damit einen weiteren – neben der Spaltverstellung – wichtigen Parameter zur Optimierung des Mahlergebnisses.
Einstellung der Voreilung während des laufenden Betriebs
Der Begriff »Voreilung« bedeutet, dass sich eine Walze des Walzenpaares mit höherer Geschwindigkeit dreht als die andere Walze. Dabei arbeiten in der Futtermüllerei typischerweise die Schneiden beider Walzen gegeneinander – die Folge ist eine schneidende Beanspruchung des Mahlguts. Je geringer die Voreilung der Walzen ist, desto mehr verändert sich die Art der Getreidekornbeanspruchung. Das Korn wird weniger geschnitten und stattdessen mehr gequetscht.
Bei gleicher Geschwindigkeit beider Walzen wird das Getreidekorn zwischen den Walzen nur gequetscht. Es verbleiben intakte Strukturen des Getreidekorns und ein größerer Teil des Mehlkörpers ist mit der Getreideschale verbunden.
Wird die Drehgeschwindigkeit der zunächst schnelleren Walze weiter reduziert, ergibt sich die Betriebsweise »Rücken/Rücken«. Versuche haben ergeben, dass sich in diesem Betriebsmodus das feinste Mahlergebnis erreichen lässt.
Der KAHL Brechwalzenstuhl in der Futtermittelproduktion
Mit dieser technischen Neuerung haben Betreiber eines Futtermittelwerks die Möglichkeit, auf das Vermahlungsergebnis stärker Einfluss zu nehmen. Futterstrukturen lassen sich optimal für verschiedene Tierarten in verschiedenen Altersstufen erzeugen. Vom feingemahlenen Broilerstarter bis hin zum Strukturfutter für die Sauenfütterung ist alles auf einer Maschine möglich.
Tierwohl, Tierernährung, Tiergesundheit
Eine wachsende Bedeutung für die Endkunden nehmen das Wohlbefinden und die artgerechte Haltung der Nutztiere ein. In diesem Zusammenhang fällt der Begriff »Tierwohl«, welcher immer stärker in den Fokus rückt. Der Ausdruck »Tierwohl« beschreibt die Gesundheit und das Wohlbefinden von Tieren und nimmt eine besondere Stellung in der Nutztierhaltung ein. Es umfasst sowohl deren physische als auch die psychische Gesundheit. Insbesondere über die Form der Tierhaltung als auch durch das Stallmanagement kann Einfluss auf dieses Wohlbefinden genommen werden.
Einen wesentlichen Beitrag zum Tierwohl leistet die Fütterung. Futtermittel sollen in erster Linie die Produktionsleistung der Tiere verbessern, können aber auch die Gesundheit der Tiere beeinflussen. Tierwohl kann jedoch auch einen wirtschaftlichen Mehrwert bieten. Geringe Tierverluste bei gleichzeitig optimalen Tierleistungen generieren höhere Erlöse für Nutztiere und steigern somit die Wertigkeit eines Futters.
Schädliche Auswirkungen der Vermahlung von Futtermitteln wurden in den vergangenen Jahren für verschiedene Tierarten untersucht. Durch eine optimale und nicht zu feine Vermahlung lassen sich Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts von zahlreichen Nutztieren verringern und atypisches Fehlverhalten abmildern.
Vorteile bei der Schweinehaltung
Ein immer wiederkehrendes Problem in der Schweinemast ist das Auftreten von Magenläsionen. Als eine Ursache dieser Erkrankungen wird die zu feine Futtervermahlung
angesehen. Daraus resultiert eine ungleichmäßige Durchsäuerung des Verdauungsbreis (Chymus). Durch das homogenere und gröbere Mahlergebnis kann der Brechwalzenstuhl die Ursachen dieses Problems bekämpfen.
Auch in der Sauenhaltung kann eine Optimierung der Vermahlung Vorteile bringen. Kurz vor der Geburt der Ferkel werden die Sauen in der Regel im Kastenstand aufgestallt. Dabei wird der Bewegungsradius der Sau eingeschränkt, um ein Erdrücken der Ferkel durch die Sau nach der Geburt zu verhindern.
Während sich Sauen im Kastenstand befinden, sind Verstopfungen ein häufiges Problem, da sich die Tiere wenig bewegen. Häufig erhalten sie in dieser Zeit zudem sehr feines Futter, um die Futterverwertung zu maximieren. Doch gerade Produkte mit einer groben Futterstruktur und einem hohen Rohfasergehalt regen die Verdauung an. Zwei Beispiele sind die Beifütterung von gequetschter Gerste und aufgebrochenen Zuckerrübenschnitzelpellets. Die Produkte werden lediglich gequetscht ohne den Anteil an feinen Partikeln zu steigern. Die hohen Rohfasergehalte verbessern die Verdauungsfunktion, optimieren die Besiedelung mit positiven Bakterien im Dickdarm und sorgen damit für weicheren Kot.
Vorteile bei Legehennen
Legehennen werden in der Regel mit mehlförmigem Futter gefüttert. Diese Form der Fütterung hat sich aus verschiedenen Gründen durchgesetzt: Die mehlförmige Fütterung ist günstiger in der Produktion als andere Verfahren und bietet den Tieren die Möglichkeit, ihren Picktrieb zu befriedigen.
Legehennen sind genetisch darauf ausgerichtet, mit dem Schnabel ihre Umgebung zu erkunden. Durch Bepickung wird die Umwelt wahrgenommen. Um diesen inneren Instinkt zu befriedigen, benötigt die Legehenne mehrere Tausend Pickschläge täglich. Ein Großteil dieser kann über die Aufnahme eines groben Mehlfutters befriedigt werden. Wird die Legehenne mit pelletiertem oder granuliertem Futter gefüttert, braucht Sie deutlich weniger Pickschläge, um ihren Nahrungsbedarf zu denken. Durch fehlende Pickschläge tendieren die Tiere dazu, ihre Artgenossen zu bepicken, um so ihren Instinkt zu befriedigen. In einer Kleingruppenhaltung mit fester Rangordnung und gekürzten Schnäbeln fällt dieses Verhalten weniger stark ins Gewicht. In der Boden- und Freilandhaltung mit ungekürzten Schnäbeln kann dieses Verhalten zu starken Leistungseinbrüchen und Verlusten durch Kannibalismus führen.
Auch eine zu feine Vermahlung ist von Nachteil: Die Tiere fressen ungern zu feines Mehl. Dadurch sinkt die Futteraufnahme und die Tiere können nicht ihre optimale Legeleistung erzielen. Auch kratzen sie mit dem Schnabel im Futter auf der Suche nach gröberen Partikeln, wodurch die Tiere Futter verschwenden. Wird über einen längeren Zeitraum zu feines Futter gefüttert, nimmt die Aktivität des Muskelmagens ab. Die Sekretion von Verdauungsenzymen sinkt und der Muskelmagen entwickelt sich zurück. Dadurch wird das Immunsystem der Legehennen geschwächt.
Hier kann der Brechwalzenstuhl mit Einzelantrieb seine Stärken zeigen und für ein optimales Mahlergebnis sorgen.
Vorteile bei Milchvieh
Ein besonderes Anwendungsbeispiel für den KAHL Brechwalzenstuhl in der Rinderhaltung ist die Herstellung von angebrochenem Getreide. Dazu wird zum Beispiel Mais grob geviertelt und der Mischration zugesetzt. Durch die weiterhin intakte dicke Schale und die intakten Zellwände passiert der gebrochene Mais unverdaut den Pansen der Kuh und steht der enzymatischen Verdauung im Dickdarm zur Verfügung. Dadurch kann Energie in Form von Stärke an den Pansenmikroben vorbeigeschleust werden. Diese Form der Zerkleinerung ist mit anderen Mühlensystemen nur schwer zu erreichen. Da eine Hochleistungskuh täglich rund 1,5 bis 1,8 kg pansenstabile Stärke benötigt, kann dies über die Beifütterung von 2 bis 3 kg gebrochenem Mais pro Tag erreicht werden.
Ist die Herstellung dieser Einzelfutterkomponente abgeschlossen, kann der Brechwalzenstuhl mit Einzelantrieb über die Fernverstellung auf die Verarbeitung andere Produkte umgeschaltet und für die Vorvermahlung von Rezepturen für die Pelletierung von Leistungsfutter genutzt werden.
AMANDUS KAHL – Seit mehr als 140 Jahren Qualität aus Deutschland
AMANDUS KAHL ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen. Der Maschinen- und Anlagenbauer wurde als Hersteller von Mühlen und Pressen gegründet. Der Fokus liegt in der Planung, Entwicklung und Konstruktion von Maschinen, Anlagen und schlüsselfertigen Produktionsstätten zum Aufbereiten, Konditionieren und Pelletieren unterschiedlicher Produkte für viele Industriezweige.
Das Unternehmen verzeichnet eine Reihe von wichtigen Erfindungen und Patenten – immer mit dem Ziel, eine noch bessere technische Lösung für Bestands- und Neukunden zu entwickeln. Die Hauptmaschinen und Anlagenkomponenten werden im nach DIN EN ISO zertifiziertem Zentralwerk in Reinbek bei Hamburg produziert. Forschung, Planung, Entwicklung und Synergien mit Forschungseinrichtungen, Instituten, Universitäten und internationalen Kunden bilden wichtige Bestandteile des Unternehmens. Zu den Leistungen gehören Service, Technika für Produkttests, ein weltweites Netz von Vertretungen, Technikern, Niederlassungen und Vertriebsbüros.
(Die Rechte am Text liegen bei AMANDUS KAHL GmbH & Co. KG/Bild ©iStock)